Fritz Steinkellner (H)

(*1942, Bad St. Leonhard, A)

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Der Künstler Fritz Steinkellner wird 1942 in Bad St. Leonhard in Kärnten geboren. Von 1962 bis 1966 studiert er an der Akademie der bildenden Künste in Wien, an die er knapp 20 Jahre später als Lehrbeauftragter zurückkehrt. Seit 1977 ist Fritz Steinkellner Mitglied der Wiener Secession, lebt und arbeitet in Wien und im Weinviertel in Niederösterreich.

Die „Räder“ entstehen in einer Schaffensphase des Künstlers, in welcher er Bezug zu seinen Malereien und Zeichnungen der 1990er-Jahre nimmt. In diesen findet man Ovale und Ellipsen als beherrschende Formen. Mit seinen Skulpturen geht der Künstler nun − knapp 20 Jahre später − einen Schritt weiter und tritt aus dem Bild heraus ins Dreidimensionale.

Das Werk zeigt ein fragiles Metallobjekt, dominiert von zwei großen, in sich verschobenen Doppelringen, aufgerichtet auf einer Bodenplatte. Durch ihre unterschiedliche Größe verwandeln sich die Kreise mit verändertem Standpunkt in Ellipsen oder täuschen Doppelkreise in Schrägsicht vor. Die Verdopplung erzielt dabei eine perspektivische Tiefenwirkung. Durch das Verdopplungsmotiv greift er ein entscheidendes Bildmotiv seiner früheren Arbeiten auf: zwei deckungsgleiche Figuren, die zugleich voneinander getrennt und aneinander gebunden sind. Das Schwebende und mehrdeutig Flüchtige der ursprünglichen Bilder hat sich in den Skulpturen nun zu greifbaren Materialien gewandelt.

Bereits im Entstehungsprozess der Kunstwerke spielt Fritz Steinkellner mit den unterschiedlichen Raumvorstellungen, indem er die zweidimensionale Vorlage einem Handwerker (Schmied) übergibt und diesem bei der Umsetzung sowie Interpretation des Modells größtenteils freie Hand lässt. Auch wenn der Künstler sich die Entscheidung über die endgültige Gestalt des Objektes vorbehält, liegen Materialvorstellung und Grundgestaltung im Ermessen des Schmieds. Dadurch erwirkt Fritz Steinkellner mit seinen Objekten nicht nur einen Schritt heraus aus den Bildern, sondern auch aus sich selbst.

Die Bezeichnung „Räder“ gilt nach Fritz Steinkellner als Hinweis auf seinen heimlichen Hang zum Rad und dessen Bewegung. Paradoxerweise lassen sich die Räder jedoch nicht bewegen. Das eigentliche Bewegliche im Objekt sind die auf die Kreisbögen gefädelten, aufgereihten Kugeln. Sie sind um ihre eigene Achse drehbar und erinnern dadurch an frühere Rechenhilfen. Jede Kugel wurde aus dem Alupapier der täglichen Jause des Künstlers geformt und steht symbolisch für einen Arbeitstag. Halb dunkel und halb hell bemalt, verbildlichen sie dabei die Tag- und Nachtseiten und erzeugen so zusätzliche Anspielungen auf die Zeitmessung und Zeitrechnung.

1 Vgl. Ernst Nowak, „Neue Nachricht 3“, in: Fritz Steinkellner. Ein Arbeitsbuch, Christine Wetzlinger- Grundnig/Museum Moderner Kunst Kärnten (Hg.), Springer, Wien/New York 2012, S. 220-224.

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