Cornelius Kolig (I)

(*1942, Vorderberg im Gailtal, A – 2022, Vorderberg im Gailtal, A)

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Cornelius Kolig beschäftigt sich in seiner Kunst mit der Totalität des menschlichen Lebens und dringt dabei auch in tabuisierte Themengebiete vor. Sexualität, Tod und menschliche Ausscheidungsprodukte gehören seit Jahrzehnten zu den Bereichen, mit denen der Künstler sich unvoreingenommen auseinandersetzt. Eine Tatsache, die ihn zu einer der umstrittensten Künstlerpersönlichkeiten des Landes gemacht hat. Er gehört mit seinen ungewöhnlichen Arbeiten zu einer Generation von Künstler*innen des Aufbruchs der 1960er-Jahre. Indem er Grenzen überschreitet, erweitert Cornelius Kolig das Feld der Bildenden Künste und liefert neue, gewagte Ansätze zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper und der eigenen Existenz. Sie irritieren uns, nicht weil uns unsere Leiblichkeit fremd wäre, sondern weil sie uns intim vertraut scheint.

Das Werk „Gipfelkreuz“ von 1990/91 zeigt eine Apparatur, welche auf ungewöhnliche Weise die erotische Beziehung zwischen Mann und Frau thematisiert. Der Mann besteigt das Kreuz von hinten, steckt sein Glied durch das Loch und wird von der davor sitzenden Frau entsamt. Durch den Sehschlitz und den Umlenkspiegel kann er den Vorgang beobachten. Der zweite, untere Umlenkspiegel gibt zudem den Blick auf den Genitalbereich der Frau frei. Über Lautsprecherboxen an den beiden Enden des Kreuzes können langgezogene Alphornklänge den Vorgang akustisch begleiten. Die umfangreiche Verwendung industrieller Materialien wie Metall und Riffelblech verleiht dem Gipfelkreuz eine kühle technoide Aura, die an und für sich jedoch der Intention des Künstlers widerspricht. Durch die intendierte Benutzung des Objekts wird dem Technischen bewusst Organisches hinzugefügt. In vielen seiner Publikationen veröffentlicht Cornelius Kolig begleitende Bedienungsanleitungen sowie Benutzungsfotos und Videos, durch welche sich der entstehende Kontrast zwischen Technik und Organik verstärkt.

Höhenrausch und das Empfinden eines Glücksrausches bei körperlicher Liebe hätten ein und denselben Grund, nämlich die Sauerstoffverknappung. Diese Parallele habe ihn bewogen, in dem Objekt des Gipfelkreuzes die beiden Vorstellungen übereinander zu verbinden, so der Künstler. Die Kreuzform des Gerätes spielt zudem auf eine sakrale Thematik sowie die Leibfeindlichkeit der Kirche an.

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